Patrick Bartos, Geschäftsführer der Creative Region Linz & Upper Austria, hat mit Otto Tremetzberger von DORF TV über die „Creative City Linz“ gesprochen: Liebhaberei oder Verpflichtung?

Linz ist jetzt „UNESCO City of Media Arts“. UNESCO – das klingt jetzt ein bisschen nach Liebhaberei. Was ist da genau damit gemeint? Was kann man sich – vor allem auch im Unterschied zur Kulturhauptstadt 2009 – darunter vorstellen?
Patrick Bartos: Das Ganze hat zwei Teilbereiche: Das eine ist das „UNESCO Creative City“-Netzwerk“, das andere das UNESCO City of Media Arts-Netzwerk. Der Oberbegriff ist „Creative City“ oder „Creative City“-Netzwerk. In dieses Netzwerk sind weltweit mittlerweile 69 Städte aufgenommen worden.
Creative City wird eine Stadt, wenn sie eine besonders dynamische Entwicklung in ihrem kulturellen Leben und in der Kreativwirtschaft vorweisen kann.
Wenn man bedenkt, dass es zehntausende Städte gibt, dann sind 69 Mitglieder schon ein sehr exklusiver Kreis. Creative City wird eine Stadt, wenn sie eine besonders dynamische Entwicklung in ihrem kulturellen Leben und in der Kreativwirtschaft vorweisen kann. Und dann gibt es einen Spezialbereich: Im Fall von Linz ist der Spezialbereich ganz klar: Linz ist eine „City of Media Arts“. Das heißt, in diesem Bereich ist Linz besonders stark: Da hat Linz eine besonders starke Geschichte, eine besonders starke Gegenwart, eine besonders starke Zukunft – natürlich in erster Linie dank Ars Electronica, dank der Aufbauarbeit und Arbeit von Hannes Leopoldseder, Christine Schöpf, Gerfried Stocker und ihren Teams.
Das sind also die zwei Teilbereiche. Das Label „UNESCO Creative City“ ist wichtig, weil man sich damit identifizieren kann, „City of Media Arts“ ist deshalb wichtig, weil damit Ars Electronica und das gesamte Umfeld hervorgehoben werden.
Aber jetzt zur Liebhaberei … es ist ein Asset. Der Titel „Creative City“ ist ein Asset, mit dem man arbeiten kann, arbeiten soll und muss. Das beinhaltet eine gewisse Verpflichtung. Als „Liebhaberei“ würde ich das nicht bezeichnen.
Eure Klientel, die Kreativwirtschaft in Oberösterreich und in Linz insbesondere – wie kann die von diesem Label profitieren? Gibt es jetzt mehr Möglichkeiten für Förderungen, mehr internationale Präsenz? Wo ist der konkrete Benefit, z. B. für die Kreativwirtschaft in Oberösterreich?
Patrick Bartos: Weil wir vorher noch die Kulturhauptstadt angesprochen haben: Das Thema „UNESCO Creative City“ hat den großen Vorteil, dass es etwas sehr sehr Langfristiges ist. Kulturhauptstadt ist man nur ein Jahr, dann hat man ein oder zwei Jahre Vorbereitung, vielleicht noch ein Jahr Nachbereitung – das ist alles. Eine Creative City ist man sehr lange. Es geht jetzt darum, dass diese Creative City ins Bewusstsein der Leute kommt, ins Bewusstsein der Bevölkerung, der Linzerinnen und Linzer.
Die Creative City ist die Bevölkerung, das sind im Speziellen die Leute, die kreativ arbeiten.
Es ist das Ziel, dass im Laufe der nächsten zwei bis drei Jahre dieser Status einer UNESCO Creative City in den ersten zwei, drei Sätzen vorkommt, wenn man über Linz erzählt. Das bedeutet dann eine Identifizierung mit diesem Titel.
Und wer ist die UNESCO Creative City? Es gibt im Neuen Rathaus dieses schöne Stadtmodell mit den Parks, den Häusern, den Fabriken und dergleichen. Das ist natürlich nicht die Creative City, das ist nur der Rahmen. Die Creative City ist die Bevölkerung, das sind im Speziellen die Leute, die kreativ arbeiten. Wenn man sich mit der Creative City identifiziert, wird man sich mit den Kreativschaffenden in dieser Stadt identifizieren. Und das bringt ganz einfach einen höheren Status, es bringt ein größeres Bewusstsein, und es bringt letzten Endes ein Selbstbewusstsein, das man dann durchaus für seine Leistungen, bei Vertragsverhandlungen, für was auch immer, einsetzen kann.
Es ist also nicht so, dass damit wie bei der Kulturhauptstadt ein größeres Programm oder Investitionen und Förderungen verbunden ist? Oder dass Projekte stattfinden?
Patrick Bartos: Es ist schon so, weil in der Bewerbung um diesen Titel – die von Christopher Lindinger von Ars Electronica so hervorragend verfasst wurde – steht, wozu man sich verpflichtet: Ein Teil, zu dem man sich verpflichtet, ist natürlich die Weiterführung des Komplexes Ars Electronica, und ein anderer Teil ist der Aufbau der Tabakfabrik. Das steht in dieser Bewerbung, man hat sich also dazu verpflichtet, die Tabakfabrik als Kreativwirtschaftszentrum auszubauen. Dazu hat es auch einen Gemeinderatsbeschluss gegeben.
Es bringt die Verpflichtung mit sich, auch in die Kreativität der Stadt zu investieren.
Es heißt, aufgrund dieser Verpflichtung auch in die Kreativität der Stadt – in die Tabakfabrik – und auch in die Aufrechterhaltung, Weiterführung und Ausbau der Creative Region zu investieren. Das Label „Creative City“ ist also schon auch mit einem Geldfluss verbunden, allerdings nicht so schnell wie bei der Kulturhauptstadt, wo auf einmal für ein Jahr Millionen von Euro fließen. Es ist ja ein langfristigeres Projekt. Die Kulturhauptstadt war ja eine tolle Sache, aber ein einjähriges Projekt. Creative City ist ein langfristiges Projekt, wo man sich langfristig verpflichtet, in die kreative Stadt zu investieren.
Und die Kreativwirtschaft – wie wird die in den weiteren Prozess eingebunden? Was gibt es da für Anknüpfungspunkte für Kreativwirtschaftler, die sich hier einbringen wollen? Geht man da direkt ins Büro der Creative Region? Wie ist da das Prozedere angedacht?
Patrick Bartos: Es gibt ein inhaltliches und ein formales Prozedere. Das formale Prozedere: Es gibt ein Advisory Board für diese UNESCO-Stadt, das sich jetzt konstituiert. Das baut auf dem Advisory Board des Kulturentwicklungsplans (KEP) auf. Dort waren vor allem Kulturschaffende eingebunden. Aber bei uns sind ja Kultur und Kreativwirtschaft ohnehin so eng verknüpft, dass auch beim KEP schon einige Kreativschaffende dabei waren. Und das wird jetzt erweitert.
Und dann kann man sich in die UNESCO Creative City einbringen, indem wir Diskursveranstaltungen machen und schauen, was sich Kreativschaffende davon erwarten, wie sie damit arbeiten wollen. Das wird es geben, sobald wir einmal diesen einheitlichen Auftritt gestaltet haben.
Und jetzt noch abschließend zum Begriff „City of Media Arts“: Die Creative Region hat es ja mit einem ganz anderen, einem viel weiteren Umkreis an Kultur- und Kreativschaffenden zu tun: im Bereich Design z. B. Wie weit ist in diesem Zusammenhang dieser Begriff „Media Arts“ angedacht? Inkludiert das auch andere Aspekte der Kreativwirtschaft, also auch diejenigen, die nicht unmittelbar mit Medien bzw. Medienkunst zu tun haben?
Patrick Bartos: Wie ich ja schon gesagt habe: Das Ganze hat zwei Aspekte: Creative City und City of Media Arts, also Oberbegriff und Spezialbereich. Wir werden mit unseren Partnern beides verbreiten. Es geht nicht nur um die City of Media Arts, es geht auch um die Creative City. Wir werden eine Corporate Identity gestalten, die beides beinhaltet. Sehr viele in Linz haben ohnehin in der Ausbildung oder im Laufe ihrer Karriere mit „Media Arts“ zu tun. Das heißt, der Begriff „Media Arts“ betrifft ja auch in Teilbereichen ihres Lebenswegs. Aber wovon wirklich jeder angesprochen ist, ist „Creative City“. Und deswegen werden wir „UNESCO Creative City“ genauso wie „UNESCO City of Media Arts“ verbreiten. Das ist Branding-technisch etwas schwierig, aber das werden wir schaffen, andere Städte schaffen das ja auch!